Wurzeln

Auf dem Weg zu meiner Mitte

Letzten Freitag  habe ich meinen Laptop für meinen Bankjob zugeklappt, in der Gewissheit, dass ich ihn die nächsten Wochen nur privat und reduziert nutzen werde. Um eine Art Journal zu schreiben. Meinen Gedanken fließen zu lassen und Dich teilweise daran teilhaben zu lassen.
An dem „Reisebericht“ zu mehr Ruhe – zu mehr Gelassenheit – zu mehr Bewegung – zu ausgewogenem Essen – zu mentaler Stärke – wieder noch ein Stück näher zu meiner Essenz.

Es liegen nun Wochen vor mir, in denen ich meinem Körper Aufmerksamkeit und Zeit schenke.

Wieder einmal das bewusste Hinwenden zum Einfachen und doch so wesentlichen  Teil des Lebens.

Schlafen – Bewegung – Atmen – reduziert und bewusst Essen – and Repeat.

Eine Zeit, in der ich mich wieder den inneren Fragen stellen werde.
Dem, was mich beschäftigt.
Das, was ich ausdrücken will.
Was ich  in meinem Leben haben will und was nicht.
Wohin die innere und äußere Leben-Reise hingehen soll. Und zwar unabhängig von den äußeren Umständen.

Irgendwie ist mir die körperliche Mitte abhandengekommen – meine Mitte – meine Taille.

Sonst fühle ich mich sehr in der Mitte. Aber wahrscheinlich habe ich sie (meine physische Mitte) ausbauen müssen, weil, das was ins Körpersystem hineinkam, einfach zu viel war.

Und zwar nicht nur das (unregelmäßige) Essen.
Der Stress, die Emotionen, die Trauer, die Ängste, die Müdigkeit und die Sorgen.

In der Mitte sein – war in meiner 20igern, 30igern und 40iger Jahren noch etwas ganz anderes.

Körperlich gesehen, war es einfacher und leichter, diese Mitte – die Taille zu halten – zu reduzieren – sie wiederzuerlangen.
Innerlich gesehen, da schaute es anders aus.
Da musste ich vieles von dem was heute selbstverständlich ist an Selbstfürsorge, erst lernen.

In den früheren Jahrzehnten meines Lebens war ich immer mittendrin im Geschehen. Im Job und in der Familie. War sicher zu wenig bei mir oder wenn dann meist erst am Ende der Todo-Liste.

Vielleicht habe ich sie da schon schleichend verloren – meine körperliche schlanke Mitte. Denn so oft stand alles andere im Vordergrund, war irgendetwas gerade außerordentlich wichtig, musste noch erledigt werden und mein jüngerer Frauenkörper hielt das auch ganz gut aus. Und ich konnte ja warten. Dachte ich.

Dann kam die Zeit des Wechsels  –  zwar auch angekündigt durch unregelmäßiger werdende Blutungen.
Und dann durch mehrere Schicksalsfälle in der Familie  – rückten meine Bedürfnisse wieder etwas seitwärts – und meinen Taillenumfang gleich mit. Die Hitzewallungen und der fehlende Schlafrhythmus taten dann ihr weiteres. Das Wechselspiel von Anspannung und Entspannung hatte nachhaltig Risse bekommen.
Und dabei weiß ist ja, was gut tut.
Manchmal fehlt dann aber die Kraft, für sich selbst da zu sein. Sich selbst die nährende Mutter zu sein.

Der Rat von außen – Stresslevel runterfahren – mehr Aktivitäten in Bewegung – weniger sitzen.
Bei den ersten Hinweisen konnte ich mich noch recht gut daran halten. Änderte im Job schon vor ein paar Jahren Einiges – legte meine Führungsposition zurück  und in der Folge die Überstundenpauschale.
Nur der Stresslevel reduzierte sich nur bedingt. Denn das gleiche in weniger Zeit zu schaffen, war dann auch nicht die optimale Lösung. Da war wieder mein innerer Taktklopfer am Wort. Oder Glaubenssätze, die mir sagten, ich habe das zu schaffen.

Die LosLösung formierte sich Schritt für Schritt. Auch da galt es  – große Stellschraube  zu drehen und weitere kleine noch dazu und immer wieder Bestandsaufnahmen zu machen. Es war ein Prozess über Jahre.

Jetzt bin ich gerad in meiner AusZeit.

Bewegung – Gymnastik – Krafttraining – Massagen  – Schwimmen und Reduktionskost.

Und keinen Hunger. Ich esse regelmäßig – aber dazwischen Nichts.  In den Pausen zwischen den Einheiten bin ich in der Natur und bewege mich und Atme. Tief und bewusst.

Heute war ich schon 3 Mal 40 Minuten Walken.  Ohne etwas anderes zu tun oder zu denken. Nicht schnell irgendwo hinlaufen. Nein gehen – einfach gehen. Die Natur genießen. Atmen. Ein- und Ausatmen. Vor allem das. Loslassen.

Gestern Abend konnte ich den Vollmond vom geheizten Schwimmbecken aus bewundern. Den Augenblick genießen. So bin ich mit Wollmütze in der Dunkelheit fast alleine herumgeschwommen.
Ein spezielles und beglückendes und getragenes Gefühl.

Gewisse Ereignisse erfordern, dass Du Dir Zeit für Dich nimmst. Du kennst es sicher auch. Jene Situationen, die Dich an Grenzen bringen. Die Dich denken oder sagen lassen, das ist mir jetzt zuviel.

Der Augenblick der Kraft liegt im JETZT.  Und ich fühle mich heute am dritten Tag hier, schon viel besser. Drum ist es immer der richtige Zeitpunkt, für sich selbst da zu sein.

Und es ist nie zu spät, etwas zu ändern und sprichwörtlich wieder in Bewegung zu kommen.
In Bewegung kommen, kann auch bedeuten, dass Du aktiv um Hilfe bittest – sie einforderst. So ganz real. Beim Hausarbeiten. Beim Kochen. Beim Arbeiten.
Oft ist man so im Tun, dass man gar nicht auf die Idee kommt, das einzufordern bzw. davor mal gedanklich zuzulassen.

Warum schreibe ich das hier?

Weil ich Dir Mut machen möchte, Deine Zeit für Dich zu verteidigen.
So wie eine Löwin ihre Jungen.

Es braucht immer wieder Zeit, um in die eigene Klarheit zu kommen.
Bei so manchem den Schlusspunkt zu setzen  oder an den Start zu gehen, für die Veränderung, die wir uns wünschen.

Und das sollten wir auch der Jugend vorleben und beibringen. Selbstfürsorge. Eigenverantwortung.

Und zwar mit Freude und spielerisch.
Die Freude kommt sonst viel zu kurz. Und ohne Freude fehlt etwas sehr Essentielles. Etwas das uns lebendig macht und nährt.

Aloha Eure Susanne

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Susanne

Susanne Maria Öhlschläger

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