Optimal statt Optimierung

Wie bin ich auf dieses Thema gekommen?

Wie immer bei mir. Durch einen Impuls.

Aber lass mich der Reihe nach erzählen. Wie fast jeden Morgen stehe ich bei der Straßenbahnhaltestelle. Ein bisschen später, als gewohnt. An diesem Morgen geht eine junge Frau – ca 15 oder 16 Jahre – vorbei. Mit langen blonden Haaren. Diese perfekt geglättet und dann in Wellen gelegt. Sie umrahmen ein Gesicht, wie ein Gemälde. Ohnedies Jung, hübsch und zusätzlich geschminkt in einer „perfekten“ Art und Weise, für die ich Stunden brauchen würde – oder gebraucht hätte in ihrem Alter.

Der Körper so schlank – ich möchte sagen übermäßig dünn – dass ich Angst hatte, der Lufthauch der Straßenbahn würde sie verwehen. Und doch wirkte sie weder glücklich noch zufrieden. Sie war die ganze Zeit beschäftigt, ihre offenen Haare im Zaum zu halten, auf eine bestimmte Weise zu schauen. Wie in einem Dauerposting. Ich stelle es mir sehr anstrengend vor. Es machte mich traurig und betroffen.

Ich mit meinen gerade noch 59 Jahren stand da am Morgen und dachte so vor mich hin, wie es mir in dem Alter ging.

Es hat mich berührt

ihre vermeintliche Perfektion, der sie nacheiferte (ohne ihre ohnedies vorhandene jugendliche Schönheit und Einzigartigkeit wahrzunehmen) vermischt mit einer grenzenlosen Unsicherheit, war zu sehen und zu spüren.

Ich dachte mir nur – was für ein Stress muss es sein, sich stets nach Vorgaben im Außen „verbiegen“ oder „richten“ zu wollen oder zu müssen.

Das wurde mir bewusst. Mein Leben sah so ganz anders aus in diesem Alter. Das hat zum einem mit meiner persönlichen Geschichte zu tun und auch, dass die Zeit noch eine ganz andere war. Ich hatte weder Schminke noch modische Kleidung. Ein Besuch in einem Fitnesstudio war außerhalb meiner Vorstellungswelt. Generell war die Welt klein. Überschaubar. Der Kreis derer, mit denen ich mich vergleichen konnte auch. Schule, Familie, Freunde. Kaum Fernsehen – und wenn dann das gemeinsame Familienprogramm. Wir wohnten im 4. Stock ohne Lift. Die Kondition von damals hätte ich heute gerne wieder. Haare wurden einfach gewaschen, mit dem Shampoo, das verfügbar war. Es gab keine Sonderwünsche. Geld war immer knapp. Alles auf das notwendigste reduziert.
Ich mitten drin.
Auch unsicher, wo mein Platz in Welt sein würde. Meine Begabung und meine Berufung. Nicht die beste Schülerin.
Aus den Umständen heraus früh mit Verantwortungen belegt.
Meine erste eigene Jeans kaufte ich mir von den Geld aus dem ersten Ferien Job.
Bei uns gab es dank meiner begabten Mutter immer umgeänderte oder selbst genähte Kleidung, wobei sie bemüht war, modische Strömungen einfließen zu lassen.

Individualität war daher Teil des Mangels.
Ich habe mich als Person trotzdem nie in Frage gestellt.
Ich war ja da und wollte mein Leben gestalten.
Unzufrieden war ich natürlich auch – zeitweise mit mit und meinem Aussehen. Und in die weite Welt wollte ich auch hinaus.
Unsere Urlaube bestanden aus Wanderungen von zu Hause aus in der näheren Umgebung.
Reisen gab es keine einzige gemeinsam mit meinen Eltern.
Meinen ersten Flug hatte ich mit 23 Jahren.
Mein erstes Handy (ein Wertkartentelefon, um anzurufen, mit welchem Zug ich kommen würde) mit über 30, davor gab es da auch noch nicht.

Optimal ohne Optimierung

So fühlten sich meine Jugendjahre an.
Und viel freier.
Ich hatte neben Schule und den notwendigen Mitarbeiten zu Hause, trotzdem auch Zeit für mich.
Ich las viele Bücher aus der Bücherei.
Ich war optimal versorgt und im Nachhinein betrachtet auch weit weniger Vergleichsmöglichkeiten ausgesetzt.
Ich konnte mich einfach in aller Ruhe und ohne große Kommentare von Außen entwicklen.
Meinen Platz finden und auch meine Erfahrungen machen.
Ich war echt, ohne Maske, ohne Filter, ohne Foto in jeder Situation.
Und das ist Etwas, für das ich ganz besonders dankbar bin, in meinem Leben.

Ich frage mich halt, ob es möglich ist in dieser übermäßig vernetzten heutigen Welt, den Wert dessen zu erkennen und es auch zu leben, wenn man es nie gespürt hat.

Wenn es Optimal für einen selbst ist, hat der Vergleich Sendepause.
Dann geht es um Dich, ohne Wertung und ohne Vergleich oder Beurteilung.

Halten wir es in der Welt der Likes und Herzen noch aus, mal ohne All dem zu sein und uns wieder ganz real zu begegnen. Uns selbst und anderen. Auch ungeschminkt, mit Tränen in den Augen, einem Pickel im Gesicht, Lachfalten, ganz einfach so, wie wir sind.

Einfach SEIN

das Schulfach der Zukunft. Ich glaube fast, wir müssen es wieder lernen, es leben, es vorleben und es weitergeben. Dafür kann und wird es keine App geben.
Das haben wir in der Hand. Jeden Tag.
Das finde ich optimal und sehr beruhigend.

Denn das funktioniert auch, wenn der Strom ausfällt. Es braucht nur mich und Dich.

Lomi Lomi ist so ein Raum

Dazu braucht es auch nur Dich und mich. Den Raum der Begegnung ohne Wertung oder Urteilen oder Vergleichen.

Du bist wichtig
Du bist genug
Es gibt nichts zu Optimieren.
Es geht um mehr Tiefe und um mehr Selbstannahme.
Um Dankbarkeit für Dein Sein, das vor allem Du für Dich wieder spürst.

Meine Angebote findest Du hier.

Ich wünsche Dir ein schönes Wochenende mit optimalen Bedingungen für Dich.
Du spürst selbst am Besten, was Dir gut tut. Probier es aus.

Aloha zu Dir
Susanne