Ein Porträt

ein Interview mit Marion Völger

Marion ist eine der sechs Schreibfreundinnen. Und ich habe die Freude, ein Interview mit ihr zu führen. Heute darf ich ihr die vorbereiteten Fragen stellen. Es wird sicher auch um das Thema ZEIT gehen.

Und ich hoffe, Du hast auch Zeit mitgebracht. Denn heute wird mein BLOG Beitrag etwas länger werden. Ich möchte Dich mitnehmen, bei der Vorbereitung, in das Gespräch und unsere Gedanken und auch in unserer Welt der Schreibfreundinnen. Danke, dass Du da bist.

Meine Gedanken vorab

Muss ich alles wissen, um Jemandem voll und ganz begegnen zu können?
Ich sage nein. Wahrnehmung ist wichtiger als Wissen. Wertfreiheit schafft Begegnungsräume.

Kann Nähe aus dem Moment heraus entstehen? Ja, unbedingt.

Über Marion habe ich schon einmal geschrieben. Das war zu der Zeit, als wir uns im Sommer vor vier Jahren über das Schreiben online begegnet sind und uns dann auch persönlich trafen. Auch damals eine Momentaufnahme. Das wird es auch heute wieder werden.

Später ergab sich unsere jetzige Konstellation der sechs Schreibfreundinnen. Jener Kreis von fantastischen und funtastischen Frauen, die nun doch schon seit einer ganzen Weile miteinander schreiben. Zu Beginn unserer Reise – nur für uns – später dann gemeinsam zu einem Thema jedes Monat ein Beitrag von uns allen.
Vielfältige Betrachtungen und Texte entstanden.
Wir wuchsen zusammen – öffneten uns – trafen uns jeden Monat und diesen Sommer nahmen wir uns zurück. Jede wollte ihren persönlichen Weg gehen, Pause machen, musste arbeiten, probierte Neues.
Loslassen – wieder einmal – und darauf vertrauen, was uns nun wieder auf einer neuen, nächsten Ebene zusammenführen würde.

Dann ein virtuelles Treffen der Schreibfreundinnen diesen Sommer. Bei glühender Hitze, sommerlicher Leichtigkeit und freundschaftlichem Zusammensein. Diese Offenheit, diesen Witz und diesen Tiefgang lieben wir Alle so sehr. Live, dabei zu sein, wenn neue Textideen in uns aufsteigen. Brachliegendes sich den Weg nach Außen bricht. Emotionen zur Würze des Augenblicks werden. Alles sein darf und kann. Jede genug ist. Wir uns und unseren Geschichten lauschen. Uns gegenseitig vorlesen.

Schon vor unserer Sommerpause, war die Idee geboren, Porträt über uns zu schreiben und zu diesem Zwecke im Vorfeld Interviews im 1:1 zu machen. Der Lostopf wurde mit Zetteln unserer Namen befüllt und eine Glücksfee in Form einer außenstehenden Person zog die Namen, Wer von uns über Wen schreiben würde. Jede sollte einmal Schreibende des Portraits werden und einmal die Hautperson des Portraits sein.

Heute am diesem 15.8. habe ich die Freude mit Marion Völger mein Interview zu führen. Ungezwungen werden wir uns virtuell treffen.

Es ist morgens und ich sitze am Laptop im Garten und spüre mich in das Gespräch ein, schreibe die Einleitung – bereite den Raum und frage mich, was ich diese besondere Frau denn fragen werden würde wollen. Der Sommerwind weht mit 24 Grad am frühen Morgen und mir ist frisch. Der erste Sommer ohne diese zusätzliche Hitze bei mir. Ein Highlight meines Sommers 2024.

www – NEU gedacht und geschrieben: Wesentlich, wegweisend und weg von alten Pfaden, wohlwollend, weiblich, wahrnehmend, weich, wundervoll, wortreich, witzig und weise.

Marion wie ich sie wahrnehme

Marion ist für mich Präsenz auf zwei Beinen. Sie steht fest im Leben. Und sie ist Eine, die sich immer stärker verwurzelt in sich und auch Beweglichkeit in Körper und Geist symbolisiert. Sie ist für mich eine der Freundinnen geworden, die ich zwar nicht so oft höre, noch seltener sehe, aber bei jedem Austausch sofort genau dort anschließen kann, wo es gerade für uns beide passt.
Vertrautheit, Offenheit, Nähe und Begegnung.
Egal welches Thema uns gerade beschäftigt.
Jedes Mal öffnen wir Räume. Räume, in denen wir für uns sind, wo alles Platz und Raum hat und dann auch dort bleiben kann.
Gespräche, die einen immer fühlen lassen. Ich bin da.
Ich höre zu. Ich habe meine Sicht auf die Welt. Ich teile sie mit Dir.

Ich mag Menschen, die wissen, was sie wollen, und es auch leben. Und sich auch immer wieder die Frage stellen: „Was gibt es noch? Woran möchte ich weiter wachsen?“

Ich mag es, Menschen so zu nehmen, wie sie gerade sind. Nichts zu erwarten. Immer wieder den Reset Knopf zu drücken, um Neues zu sehen zu können. Um Veränderungen wahrzunehmen. Um offen zu bleiben, für das, was mir mein Gegenüber erzählen, mitteilen möchte. Ich bin schon neugierig, was ich heute entdecken werde. Alles ist natürlich immer eine Momentaufnahme. Und es hat immer auch mit der Person, zu tun, die das Gespräch führt – in dem Fall mit mir.
Das Resonanzprinzip wirkt immer. Ich freue mich schon sehr darauf.

Gefühlt habe ich unseren Gesprächsraum nun schön hergerichtet, belüftet, mich fokussiert. Nun gehe ich in meinen Tag und später treffen wir uns dann. Marion und ich – zum Interview.
Vielleicht landen wir im Gespräch ja auch ganz woanders, als vorgesehen.
Ich lasse mich überraschen.

Hier nun meine Fragen an Marion:

Ich wollte ein Portraits schreiben, das das JETZT und unser Gespräch einfängt. Eines, das Dir ein Gefühl davon vermittelt, wie wir uns begegnen und austauschen. Wir Schreibfreundinnen generell. Wohin uns unsere Gespräche führen. Und wie wichtig es für mich ist, andere zu hören. Andere, die eigene Meinungen haben. Andere Lebensgeschichten und daraus gezogene persönliche Weisheiten. Denn ein gelebtes Leben ohne Erfahrungsschatz ist defakto ein Widerspruch. Und Marion ist eine ganze Schatzkiste.

Muss ich alles wissen, um Jemandem voll und ganz begegnen zu können?

Marion:
“ Nein. Verbindung entsteht für mich auf einer anderen Ebene. Ich glaube, es ist wichtig die Verbindung zu Dir selbst zu haben, eine GRUNDRUHE in Dir zu spüren, um Dich selbst wahrzunehmen. Das macht die Verbindung auf zum Gegenüber. Ich muss spüren, dass da auch Offenheit da ist.

Es gibt aber für mich auch Punkte, die da sein sollten: z.B. Humor, der ist mir wichtig. Umgekehrt mit Jemandem, der nur im Außen ist, funktioniert es für mich nicht mehr.“

Ruhe und Zeit

Gleich am Beginn des Gespräches wird klar, es geht uns beiden auch darum.

Wir sprechen über den Einstieg der ersten Frage über das JETZT. Die augenblickliche Situation von Marion. Von der Ruhe, die sie schon immer für sich suchte. Die nun auch im Außen da ist. Dieses uneingeschränkte Ja zu ihr selbst.

Marion: „Das war nicht immer so. Vor ein paar Monaten noch in einem durch getakteten Job – waren es die „Ruhe-Inseln“, die ich mir schaffte und die ich auch verteidigte.
Dann der Bruch – durch die bewusste Entscheidung den Job aufzugeben.
Da wurde ich fast brachial hineingeworfen in eine äußere Ruhe.
Was die bisherige innere Ruhe im Gegenzug fast erschreckte.
Denn der Gegenpol war weg.
Das ließ sie zumindest intensiv aufhorchen und eine neue innere Ruhe einfordern.
Eine, die ihren Raum mit dem Außen Stück für Stück verbindet.
Gemeinsam ruhig und ruhiger wurde.
Sie durften sich neu aufeinander einstimmen, die äußere Ruhe und die Innere.
Eine neue Balance finden.

Marion sagt selbst über sich. Sie steht für die Stille.

Das wahre ICH, entscheidet nun, ob es passt.
So hat auch Schreiben mit ihrer wahren Natur zu tun. Der Fähigkeit ab zu tauchen.“

Gibt es Etwas, das Dich heute besonders berührt hat?

„Ja – wie nun fast jeden Tag – das unfassbar schöne Gefühl, Zeit zu haben und diese Dankbarkeit dafür.

Zeit – Expansion – Ausdehnung – von so viel Gefühltem.
Dankbarkeit für die Zeit.
Das berührt mich jeden Tag.

Und gerade jetzt der Austausch mit Dir.“

Mich übrigens auch. Wir sind uns nah. Hören im Gesagten der Anderen, etwas, das auch in uns ist oder gehen in Resonanz.

Über diese Frage landen wir beide bei der Vorstellung von dem, was Frau sich vorgestellt hat. Und wie es dann „wirklich“ war, ist oder wurde.
Es wird uns bewusst, dass wir unterschiedliche Arten habe, Erinnerungen abzuspeichern.
Und dass, das Erinnern selbst dann ja eigentlich wieder eine neue Version Derselben ist und, ähnlich einem Update, eine neue (geänderte) Erinnerung ab speichert.
Es daher immer wieder neue Versionen gibt.
Und es gilt das Spüren dazu zu nehmen, um wirklich daran zu arbeiten und zu wachsen. Um es greifbar und erfahrbar zu machen.

Marion: „Schreiben ist der Raum (zumindest einer davon), in dem ich mir begegnen kann. Ein geschützter Raum, auch beschützt von Störungen. So wie „Das eigene Zimmer“ von Virgina Wolf. In diesem Raum, der auch ein Flucht-Raum vor dem Lärm der Welt ist, kann ich der Welt entfliehen. Ich kann dem Unterbewussten begegnen, dem Part, den ich mir nicht aktiv zurecht denken kann.“

Wie machst Du die Tür dann wieder auf?

Marion: „Ich gehe wieder ins physische Leben zurück, bin dann auch wieder physisch anwesend. Doch das Gedanken- und Gefühlsnetz schwingt weiter. Das sind dann die spannenden Momente, wo ich mir weiter selbst begegnen kann.“

Was liest Du gerade?
Wie entstehen Geschichten, die Du schreibst?

Marion: „Eigentlich lese ich immer mehrere Bücher gleichzeitig. Irgendwie ergeben sich daraus dann Analogien. Dadurch schwinge ich mich auf Themen ein.
Die Veränderungen werden spürbar. Die Ideen zu eigenen Blogbeiträgen sind in mir. Ich mache mir nur hier und da Notizen oder schreibe Stichwörter auf. Es wächst in mir. Ich brüte über den Texten. Der Raum ist dann eher ein inneres Nest.“

Zwei Bücher sind es gerade aktuell, die ich lese:
„Mitte des Lebens“ von Barbara Bleisch – eine philosophische Betrachtung der Lebensmitte

„Marzahn Mon Amour – Geschichten einer Fusspflegerin“ von Katja Oskamp

Über diese Frage landen wir zwei wieder beim Faktor ZEIT und bei der Kunst Vieles zu erfassen, um es dann auf die Essenz herunter zu brechen. Die Puzzlestücke zu erkennen.
Und wir landen bei der Freiheit, das für sich – ausschließlich für sich selbst – zu tun.
Aus Freude und Wissensdurst.
Und nicht, weil andere es gerade toll finden, oder es beruflich nutzen wollen oder noch dreister, unsere Fähigkeiten einfach benutzen wollen und dann auch noch mit Zeitdruck einfordern.
Erinnerungen an das Hamsterrad machen klar, wie sehr Druck, vorhandene Fähigkeiten ausschalten kann. Ihnen die Magie nehmen kann.

Und es wird uns beiden bewusst, dass das gelebte Vielfalt ist. Auf Basis eines Gedanken unterschiedliche Welten zu entdecken. Lesen ohne Ende. Und eigenes Schreiben.

Wir stellen auch fest, dass Vieldenken ein Sicherheitsnetz sein kann. Um die eigene Weiterentwicklung nicht zu verschlafen. Die eigenen Verhaltsweisen und -muster zu hinterfragen. Und sich die Frage zu stellen: Stimmt das noch für mich?

Dass es genauso wichtig ist immer wieder die Distanz zu sich und der Welt zu suchen, um genau das herauszufinden.

Wir finden auch heraus, dass uns beiden Prozessorientiertes Denken besser gefällt, als das bloße Zielorientierte. Weichenstellung könnten dabei außerhalb der Wahrnehmung liegen.

Marion:“ Die Kernfrage scheint mir: Will ich bewusst oder unbewusst durch das Leben gehen? Das sei ganz unabhängig von den Umständen. Doch wenn ich mich für die Bewusstheit entscheide, ist es der anstrengendere Weg. Und er fordert ein immer Dranbleiben. Und doch sei da auch das Recht auf ganz bewusste Unvernunft. Die Tatsache, zu wissen, dass es Quatsch ist, und es trotzdem zu tun.“

Bewusstheit führt ganz automatisch zu stetiger Weiterentwicklung

Was bringt Dich in die Ruhe?

Marion: „Meine morgendliche Meditation.

Wie nimmst Du Deine innere Stimme wahr?

Marion. “ Ausschließlich in der Stille. Ich weiss es dann einfach. Ich brüte über Themen, das Gefühl ist dann im Bauch da und es steigt auf. Es ist dann in meinem Herzen. Ich weiß dann, ich gehe diesen Weg. Das wie und wann wird sich zeigen. Es ist zum Beispiel dann so, dass ich weiß, dass ich heute über ein Thema schreiben werde und es fließt dann.“

Was mich mit Marion verbindet

Das ist unter anderem das Thema Körperlichkeit. Und die Bereitschaft abzutauchen. In Themen und in die Stille. Die Bereitschaft, die Botschaften, die in uns sind, zu erspüren und hinzuhören auf das Leise. Das Spüren zuzulassen.
Und das Wissen darum, dass wir ohne das Spüren schlussendlich ein ganz wesentliches Puzzleteil weglassen würden.
Das ist nicht immer ein einfacher Weg.
Doch – wie war das mit der Entscheidung, ein bewusstes Leben zu führen. Es zumindest zu versuchen.

Marion geht unter anderem den Weg des Yoga und schreibt auf ihrem BLOG und in Gastartikeln auch darüber.

Du findest ihre lesenswerten Beiträge auf SILENT MOVES – Klarheit in der lauten Welt

Ich bedanke mich bei Dir liebe Marion für dieses schöne Gespräche – und ich weiss, es werden weitere folgen. Nicht Jedes wirst Du auch hier lesen können.

Diese Porträts sollen auch Einladungen sein, wieder mehr Gespräche zu führen, Fragen zu stellen, sich bewusst auf ein Thema hin Gedanken zu machen, und sich dann darüber auszutauschen.

Das ist es unter anderem auch, was wir sechs Schreibfreundinnen jedes Monat tun. Mal nur für uns, mal zum Nachlesen. Jedes Mal eine bewusste Entscheidung.

Alle weiteren Interviews von uns sind im Entstehen – und ich werde sie dir dann alle verlinken bzw. als Gastartikeln auch auf meiner Website haben.

Eine wertvolle Zeit für Dich und Danke, dass Du hier vorbeischaust.
ALOHA aus und in VIENNA
Susanne

Unser Geschichten – die der Schreibfreundinnen – kannst Du auf den Blogs von uns lesen.
„Wie es alles begann „ – war der erste BLOG-Beitrag zu unserer Schreibreise. Die Schreibfreundinnen – das sind 6 Frauen aus 3 Länder, die auch 1 x im Monat gemeinsam schreiben.

Hier nun die Verlinkung zu den weiteren Interviews – wie immer eine vielfältige Mischung:

Claudia Kaleita hat über Evelyne Peters geschrieben

Christine Ubeda Cruz hat über Alexandra H. Meier geschrieben

Alexandra H. Meier hat über mich geschrieben

Marion Völger hat über Claudia Kaleita geschrieben

Evelyne Peters hat über Christine Ubeda Cruz geschrieben